Aus der Feder verwitweter Schwestern. Geschwisterbeziehungen im österreichischen Adel der Frühen Neuzeit (Arbeitstitel)

Claudia Rapberger

Claudia Rapbergers Teilprojekt befasst sich mit der Frage, wie Geschwisterbeziehungen in Briefen ausgedrückt wurden. Dabei stehen insbesondere die Beziehungen von verwitweten Schwestern zu ihren Brüdern im Mittelpunkt. Im Kontext des gesamten Projektes sind auch für das Teilprojekt II Fragen nach verwandtschaftlichen Organisationsformen und der Vermögensverteilung relevant, die insbesondere geschwisterliche Beziehungen im 17. Jahrhundert betreffen. Es wird untersucht, wie signifikant Vermögen für Familienmitglieder in verschiedenen Lebensphasen und situativen Kontexten war. Dies hängt mit der Frage zusammen inwieweit die finanzielle Situation sowie Vermögensübertragung und -arrengements in die Korrespondenzen zwischen Geschwistern einfließen. In diesem Zusammenhang liegt ein Fokus der Analyse auch darauf herauszufinden, wie ungleiche Behandlung der Geschwister in diesem Vermögenskontext thematisiert, ausverhandelt oder ausgeglichen wurden. Ein Schwerpunkt liegt auf der Rekonstruktion persönlicher Initiativen individueller AkteurInnen gegen oder komplementär zu dem familialen Handeln. Dadurch können Handlungsräume und Möglichkeiten für Partizipation von AkteurInnen – insbesondere von verwitweten Schwestern – an familialem Umgang mit Besitz und Macht sichtbar gemacht werden.

 

Die bisherige Forschung zu Geschwisterbeziehungen im Adel fokussierte stark auf deren Strukturierung, die vor allem durch differenzierende Kategorien wie „Geschlecht“ oder „Geburtenreihenfolge“ geprägt war. Das Projekt nimmt hingegen eine neue Perspektive ein, indem von situativen Beziehungsdynamiken ausgegangen wird und nach den Positionierungen verwitweter Schwestern gefragt wird. Um diese Beziehungsdynamiken herauszuarbeiten stehen vier Schwester-Bruder Geschwisterpaare im Mittelpunkt: Anna Maria von Breuner geborene Trauttmansdroff (1583-1642) und Maximilian von Trauttmansdorff (1584-1650), Maximiliana von Scherffenberg geborene Harrach (1608-1661) und Franz Albrecht von Harrach (1614-1666), Maria Anna von Waldburg-Zeil(-Wurzach) geborene Lamberg (1659-1721) und Leopold Joseph von Lamberg (1653-1706) sowie Therese von Orlik  geborene Starhemberg (1708-1783) und Heinrich von Starhemberg (1712-1765).

Gräfin Eva Maria Anna Constantia von Waldburg-Zeil, geb. von Lamberg (1659-1721), ehemals Schloss Ottenstein, Privatbesitz. Foto: Friedrich Poleroß.

NÖLA, HA Lamberg, K 079/402.


Privatbesitz. Foto: Friedrich Poleroß.