Von der Teilung zum Vorrecht des Erstgeborenen. Adelige Erbpraktiken in den österreichischen Erblanden vom 16. bis zum 18. Jahrhundert

Florian Andretsch

Das Teilprojekt beschäftigt sich mit den Veränderungen von Erbpraktiken und ähnlichen Arten der Übertragung von Eigentum aus einer Langzeitperspektive vom 16. bis ins 18. Jahrhundert. In seinem Rahmen wird erarbeitet, welche Modelle hinsichtlich der Organisation und Verteilung von familialen Besitz im Untersuchungsraum existierten und wie sich diese im Verlauf der Frühen Neuzeit veränderten. Mitunter wird die Frage behandelt, inwieweit sich innerhalb der Nobilitäten Ober- und Niederösterreichs ein „Triumph der Primogenitur“ vollzog. Das Teilprojekt kombiniert dabei quantitative Vorgehensweisen mit Methoden, welche die Handlungen frühneuzeitlicher Adeliger im Detail untersuchen. Für den quantitativen Teil wird eine Testamentssammlung des ehemaligen niederösterreichischen Adelsgerichts - des Landmarschallischen Gerichts - ausgewertet. Dabei werden die Verfügungen von zentralen Testamentspassagen (Haupterb*inneneinsetzung, Pflichtteile und Erbteile dergleichen, Verfügungen zu den Heiratsgütern von Töchtern, Ansprüche der Witwe bzw. des Witwers sowie Fideikommissstiftungen) klassifiziert und quantifiziert. Auf diese Weise können breitere Trends adeliger Erbpraxis festgestellt werden. Im detailorientierten Abschnitt werden mit Hilfe von Quellen wie Testamenten, Inventarien, Verlassenschaftsabhandlungen, Heirats- und Erbverträgen, Schuldscheinen oder Dokumenten zu Rechtskonflikten Prozesse der Eigentumsübertragung zwischen den Generationen „aus der Nähe“ untersucht und so genau wie möglich rekonstruiert, um Einblicke darüber zu gewinnen, wie Erb- und Besitzangelegenheiten in konkreten Fällen geregelt wurden.